--- author: B. A. Sylla category: Explanation date: 9025-05-22 language: de tags: Human Languages, Synonyms --- Synonyme, die keine sind: Iterative Entwicklung vs. Inkrementelle Entwicklung ============================================================================= Geändert: {sub-ref}`today`, Wörter: {sub-ref}`wordcount-words`, Lesedauer: {sub-ref}`wordcount-minutes` min Der Unterschied zwischen iterativer und inkrementeller Softwareentwicklung ist subtil, aber wichtig. Oft werden die Begriffe synonym verwendet, obwohl sie unterschiedliche Aspekte des Entwicklungsprozesses betonen. Beide sind sogar kombinierbar. Hier eine detaillierte Erklärung: **Iterative Entwicklung:** * **Fokus:** Der Fokus liegt auf dem **Prozess der Wiederholung**. Ein iterativer Ansatz bedeutet, dass das Projekt in kurzen Zyklen (Iterationen) durchlaufen wird. * **Was passiert in einer Iteration?** In jeder Iteration werden alle Phasen des Softwareentwicklungszyklus (Analyse, Design, Implementierung, Testen) durchgeführt – wenn auch in reduziertem Umfang. Man geht also davon aus, dass man bei jeder Iteration das *gesamte* Produkt neu betrachtet und verbessert. * **Ziel:** Das Ziel ist es, durch wiederholtes Überarbeiten und Verfeinern des Produkts schrittweise zu einem besseren Ergebnis zu gelangen. Feedback wird in jeder Iteration einbezogen, um die Richtung anzupassen. * **Beispiel:** Man beginnt mit einer groben Version aller Funktionen. In der ersten Iteration werden diese rudimentär implementiert und getestet. In der zweiten Iteration werden bestimmte Funktionen detaillierter ausgearbeitet und verbessert, basierend auf dem Feedback aus der ersten Iteration. So geht es weiter, bis das Produkt die Anforderungen erfüllt. * **Schlüsselwort:** **Verbesserung** (des bestehenden Produkts) **Inkrementelle Entwicklung:** * **Fokus:** Der Fokus liegt auf dem **Hinzufügen von Funktionalität**. Ein inkrementeller Ansatz bedeutet, dass das Projekt in kleinen, funktionsfähigen Teilen (Inkrementen) entwickelt wird. * **Was passiert bei einem Inkrement?** Bei jedem Inkrement wird ein Teil des Produkts fertiggestellt und ausgeliefert. Es ist eine *neue* Funktionalität, die dem bestehenden Produkt hinzugefügt wird. * **Ziel:** Das Ziel ist es, frühzeitig einen nutzbaren Teil des Produkts zu liefern und diesen schrittweise um neue Funktionen zu erweitern. * **Beispiel:** Man beginnt mit der Entwicklung der Kernfunktionen eines E-Commerce-Systems (z.B. Produktkatalog). Das erste Inkrement könnte die Möglichkeit bieten, Produkte anzusehen. Das zweite Inkrement fügt den Warenkorb hinzu. Das dritte Inkrement ermöglicht das Bezahlen usw. * **Schlüsselwort:** **Erweiterung** (des bestehenden Produkts) **Der Hauptunterschied in Kürze:** - **Beide Begriffe als Nomen:** - **Iteration:** Meint einen **Verbesserungsschritt** für ein Produkt, der *bestehende* Funktionalität verbessert. - **Inkrement:** Meint einen **Erweiterungsschritt** für ein Produkt, der *neue* Funktionalität hinzufügt. - **Beide Begriffe als Adjektive:** - **Iterative Entwicklung:** Meint die in jedem Schritt *verbessernde* Entwicklung *bestehender* Funktionalität. - **Inkrementelle Entwicklung:** Meint die in jedem Schritt *erweiternde* Entwicklung *um neue* Funktionalität. **Oft werden beide Ansätze kombiniert (iteratives und inkrementelles Modell):** Die effektivste Vorgehensweise ist oft eine Kombination aus beiden: **Iterative Inkremente**. Das bedeutet, dass man in jeder Iteration ein neues Inkrement entwickelt und gleichzeitig das bestehende Produkt verbessert. Man baut also nicht nur neue Funktionen hinzu, sondern verfeinert auch die bereits vorhandenen. **Analogie:** - **Iterativ:** Stellen wir uns vor, wir malen ein Bild. Wir beginnen mit einer groben Skizze und überarbeiten sie immer wieder, bis wir zufrieden sind. Am Ende ist das Bild komplett. - **Inkrementell:** Stell wir uns vor, wir bauen ein Haus. Zuerst bauen wir das Fundament (erstes Inkrement). Dann die Wände (zweites Inkrement), dann das Dach (drittes Inkrement) usw. Jedes Mal bekommen wir einen neuen, nutzbaren Teil des Hauses mehr. Am Ende ist das Haus komplett.